Querflöte? Nicht nur für Klassik! Wie das Instrument sich im Jazz etabliert hat und sich im Beatboxing gerade entwickelt – Teil 1
Die Querflöte galt sehr lange als rein klassisches –und weibliches Instrument. Dass das Rohr viel mehr zum bieten hat, hat schon Alberto Socarrás Estacio gewusst und zeigte die Flöte das allererste Mal im Jazz schon in den 1920ern. Der kubanische Musiker studierte klassische Querflöte, spielte aber in zwei kubanischen Jazz Bands auch mit. Neben der Flöte blies er auch Klarinette und Alt Saxophon gern. Es sind drei Aufnahmen bekannt wo man ihn hören kann:
• „Shootin’ the pistol“ 1927 mit der Clarence Williams Band
• „You’re such a Cruel Papa to me“ 1928 mit der Vokalistin Lizzie Miles
• „You can’t be Mine“ 1930 mit Bennett’s Swamplanders
Diese drei Aufnahmen scheinen leider sehr schwer zu finden sein, es gibt aber eine Platte „Flute and Fiddles“ wo Socarrás zu hören ist. Keine Jazz Musik, aber immerhin etwas!
In dieser Zeit war die Flöte allerdings nicht wirklich gut geeignet in Ensembles zu spielen.Das Instrument hat ein hohes Register. Deswegen klingt sie im Vergleich zu anderen klassischen Jazz Instrumenten zart und leise. Mikrophone und Verstärkung waren noch wenig entwickelt und in den Jazzclubs herrschte eine eher laute Atmosphäre. Unter solchen Umständen war es kaum möglich die Flöte durchdringen zu lassen.In der kubanischen Volks- und Jazzmusik war die Flöte aber schon längst etabliert und galt schon immer als einer der fixen Bestandbeine einer Band oder Ensemble.
(The Morales Brothers)
1931, drei Jahre nach Socarrás machte der Saxophonist Wayman Carver seine erste Aufnahme „Loveless Love“ mit der Querflöte. Für Jazzhistoriker gilt er als der erste wahre Jazzflötist. Er arbeitete später auch mit der jungen Ella Fitzgerald zusammen. Es kam bald die Zeit wo jede anständige Big Band (Lionel Hampton, Chico Hamilton, Count Basie) einen Flötisten dabei gehabt hat. Die waren im Normalfall Saxophonisten die die Querflöte als Zweitinstrument spielten.
Die 40er Jahre brachten Verbesserungen im Bereich der Verstärkung, so wurde die Flöte allmählich im Jazz akzeptiert. Saxophonisten wie Bud Shank und Buddy Colette leisteten wichtige Arbeit zur Entwicklung der Jazzflöte. Colette war der erste, der alle im Orchester gebräuchlichen Flöten, und auch in der Kombination mit gedämpfter Trompete gespielt hat. Auf dem Album „Colettes Swinging Shepherds“ kam sogar ein Flötenquartett mit den Musikern Colette, Shank, Paul Horn und Harry Klee im Einsatz.
Buddy Collette, Bud Shank, Paul Horn
Dann kam Frank Wess und wurde ab 1953 in der Jazzszene sehr aktiv. Er konzentrierte sich auf die Durchsetzung der Querflöte als Soloinstrument im Jazz, obwohl er ursprünglich auch Saxophonist war. Er studierte aber auch klassische Querflöte und Jazzflöte bei Wayman Carver. Nicht um sonst spielte er bei Count Basie. Worauf Basies Arrangeure eine neue Klangfarbe einführten in der die Flöte mehr in Vordergrund gerückt wurde.
1956 vergab dann das Magazin „Down Beat“ das allererste Mal neben seinen bereits für andere Instrumente bestehenden jährlichen Auszeichnungen zusätzlich den „Best Flutist Award“! Nominiert wurden Herbie Mann und Sam Most.
Frank Wess, Herbie Mann, Sam Most
Fortsetzung folgt….
Quelle: Mag Kindler Gerda: Die Größen der Jazzquerflöte
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